Die Lippische Kreisvereinigung der SPD AG 60 plus feierte unter dem Motto 25+2 ein würdiges Bedenken vieler Jahre intensiver Politikberatung und ehrenamtlichen Engagements für die hiesige Region. Unterstützt wurde sie dabei von dem Landtagsabgeordneten Dr. Denniz Maelzer, von dem Stv. Vorsitzenden der Landeskonferenz Reinhard Jung aus Attendorn und von dem überzeugten und begeisternden Senior Henning Scherf.
Der Vorsitzende Peter Uwe Witt begrüßte die große Zahl der Besucher/innen, die vorgesehenen Redner und insbesondere die Dixieland-Band Rollo´s Hot Shots. In seinem Grußwort betonte Denniz Maelzer MdL die verlässliche und kritische Zusammenarbeit mit der AG – und das nicht nur in Wahlkämpfen! Gerade die Freundschaft zu Peter-Uwe Witt unterstütze und berate seine Arbeit in Düsseldorf. Das Motto Witts „Wir Älteren sind zwar etwas langsamer, aber wir kennen die Abkürzungen“ habe ihm in kritischen Situationen stets an die Notwendigkeit erinnert, dass Alt und Jung zusammenarbeiten müssten. Als Beleg nannte er das erste Entlastungspaket, wo die Rentnerinnen und Studenten vergessen worden seien. In seiner Gratulation zum 25-jährigen Jubiläum wünschte sich Maelzer weiter diese gute Zusammenarbeit. Als Zeichen der Verbundenheit lud er die AG zu einem Besuch im Landtag ein, was Witt sofort mit einer Zusage aufgriff.
Reinhard Jung überbrachte die Grüße des neuen Landesvorstandes der AG 60 plus. Für ihn war es eine „selbstverständliche Pflicht“ in seiner bisher kurzen Amtszeit nach der Wahl im August 2022 der Einladung der Lipper zu folgen. Nach seiner Beobachtung habe Lippe im Landesvorstand stets eine starke Stimme. Er hoffe, dass dies so weiter bleiben werde. Jung befasste sich eingehend mit der politischen Bedeutung der über 60-jährigen Menschen in der Gesellschaft und besonders in der SPD. Zusammenfassend stellte er fest: „Für uns gehört der Mensch in den Mittelpunkt der politischen Entscheidungen. Wir sind eine aktive und einflussreiche, also junge Generation“.
Henning Scherf hatte in unnachahmlicher Herzlichkeit alle Besucher/innen bereits beim Saaleintritt per Handschlag begrüßt. Da war niemand verwundert, dass er zunächst der Dixie-Band Rollo´s Hot Shots mit einem „das war große Klasse“ gratulierte und weiter völlig frei sprach. Hier spielte er seine große Stärke aus, scheinbar plaudernd, sehr persönlich-familiär und intuitiv zu sprechen, in Wirklichkeit aber einen wohldurchdachten Vortrag in treffender Sprache zu halten. Als Einstieg wählte er die „schwierigen Zeiten“, die nun schon bereits zweieinhalb Jahre andauerten. Da sei es wichtig, dass niemand in Isolation und Einsamkeit versinke. In seiner Bremer Wohngemeinschaft habe er zunächst mit seinen eigenen Enkeln eine verlässliche Korrespondenz – telefonisch, brieflich, manchmal gar mit Liedern und Bildern aufgebaut. Jetzt werde dies durch Mitstreiter mit rund 60 Enkelkindern aus diesem Heim aufrecht gehalten.
Der jetzige Krieg in Europa mache ihn sprach- und fassungslos und lasse ihn als Pazifisten bei der Frage der Waffenlieferungen schier verzweifeln. Dennoch sei er nicht hoffungslos. Die Menschen – er zeigte ein Besuchserlebnis von der estnisch-russischen Grenze auf – wollten Frieden und gegenseitige Besuche wie in alter Zeit. Und natürlich hofft er mit diesen Menschen, dass der Friede bald eintritt.
Als weiteren Punkt nannte Scherf die Inflation. Sie sei der unfairste und gewaltigste Schlag in die Gesellschaft. Wieder klärte er seinen Standpunkt mit einem Beispiel aus seiner Kindheit, die er weitestgehend bei seiner Oma verbrachte. „Ich habe den Krieg wegen meiner Oma überlebt“. Sie hielt trotz vieler harter Schicksalsschläge zuversichtlich und lebenszugewandt eine schützende Hand über die sechs Enkelkinder und gab ihnen Sicherheit und Zuversicht. Und diese Erfahrung führt ihn zu der Haltung: Die ältere Generation kann, soll und muss etwas an die folgenden Generationen weitergeben – ihre Erfahrung, ihren Lebensmut, die Haltung nicht zu resignieren, nicht larmoyant und betrübt zu räsonieren. Es gelte, schrittweise neue Hoffnung aufzubauen. Da seien Leih-Omis und Leih-Opis dringend empfohlen. Sie können helfen, weil sie die Zeit, die Erfahrung und viele Fähigkeiten haben, die es zu mobilisieren gilt, um Kontakte zu pflegen. Die älteren Menschen sollen anfangen, mitmachen, etwas unternehmen, Kontakte pflegen, sich beteiligen und nicht jammern. Scherf ruft die Älteren auf, ein aktiver Teil der Gesellschaft, ja geradezu ein Vorbild in schwierigen Zeiten zu sein (oder zu werden). Sie sollten ihren Tag sinnvoll füllen, ihm Struktur geben, das Gefühl genießen, ich bin noch dabei und zu etwas nütze, ich habe noch Ziele. „Aktiven Menschen geht es besser, und sie kommen besser über die Runden“.
Das Beglückende allen Mitmachens und Engagements sei doch die Erfahrung, dass sehr viel zurückkomme. Die Enkel und Kinder freuten sich, wenn die „Alten“ aktiv sind, ein selbstbestimmtes Leben führen und Glück und Hilfe für andere, meist jüngere Menschen sind. „Ich freue mich in meinem Altersleben auf jeden neuen Tag; denn wir sind der Humus auf dem die Gesellschaft wächst“. Der mehrmals als Vertreter der nachwachsenden Generation angesprochene Denniz Maelzer erhielt noch die Tatsache mit auf den Weg: „Wir Alten sind die treuesten Wähler/innen mit Erfahrung und Lebensweisheit und in der Überzahl“. Zum Schluss gratuliert Scherf der Lippischen Kreisvereinigung zu dem Jubiläum, nennt sie eine „tolle, lebendige AG“, und dankt in bekannter Bescheidenheit dafür, „dass ich dabei sein durfte“.
Weil Henning Scherf kostenfrei auftrat, wurden Spenden für das von ihm mitbetreute Projekt „pan y arte“ in Nicaragua gesammelt.
Zwischen den einzelnen Redebeiträgen unterhielt Rollo´s Hot Shots das Publikum mit großartigen Beiträgen. Anhaltender Beifall war der verdiente Lohn.